Vom Wollen zum Machen
Philipp Kroschke, Sprecher der Geschäftsführung der Christoph Kroschke GmbH, nimmt in seinem Beitrag die Perspektive eines Nachfolgers ein.
Die Fußstapfen, in die wir Nachfolger häufig treten müssen, sind in aller Regel riesig groß! Dabei sagt man doch: Wer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt keine eigenen. Ich liebe diesen Satz. Aber verstanden habe ich ihn erst nach vielen Jahren, in denen ich immer wieder versuchte, die Fußstapfen des Vaters auszufüllen. Leider geht es aber genau darum: eigene Fußabdrücke hinterlassen, dem Unternehmen den eigenen Stempel aufdrücken, eigene Entscheidungen treffen und nicht das viel kleinere und am Ende immer ungenügende Abziehbild des Patriarchen sein. Aber wie mache ich das?
Klar, man möchte keine Fehler machen, schon gar nicht gleich zu Anfang. Man möchte ja den alten Herrn stolz machen. Und da fängt schon das größte Problem an: Nur wer NICHTS tut, macht KEINE Fehler und nur wer nicht entscheidet, entscheidet auch nie falsch. Und diese Angst vor Fehlern, lässt einen gerne mal in der Entscheidungslosigkeit erstarren. Ich kenne das zur Genüge.
Die frühe Erkenntnis
Ein entscheidender Faktor für meine persönliche Entwicklung war daher die frühe Erkenntnis, dass mein Vater mich nicht auf höheren Positionen protegieren wird, sofern ich mir den Anspruch darauf nicht selbst erarbeite. Diese Erkenntnis mag lapidar klingen, ist sie aber nicht – im Gegenteil: Für die Nachfolge im Familienbetrieb ist sie entscheidend, denn schließlich geht es nicht nur um fachliche Eignung und erforderliches Wissen, sondern auch um Glaubwürdigkeit nach innen und außen.
Da hat mir vor allen Dingen eine wichtige Erkenntnis geholfen, nämlich wenn man selber nichts tut, es einem auch niemand abnimmt. Nur die allerwenigsten Dinge starten von selbst. Und neben dieser Erkenntnis braucht es für eine erfolgreiche Nachfolge vor allen Dingen eins: Leidenschaft! Man muss lieben, was man tut. Ansonsten wird einen der Gegenwind, die vielen kleinen und großen Herausforderungen, Wettbewerbsangriffe, Personalquerelen, Zukunftssorgen oder die regelmäßigen Auseinandersetzungen mit dem Patriarchen schnell frustrieren, Kraft kosten und letztlich zur Aufgabe zwingen. Leidenschaft ist nicht nur die emotionale Rüstung, die einen vor diesen Herausforderungen schützt, sondern auch der Motor für Entwicklung und das Hinterfragen des Status quo. Ohne Leidenschaft, gibt es keine erfolgreiche Zukunft für ein Unternehmen. Wo diese Leidenschaft herkommt? Bei mir hat sie tatsächlich mein Vater entzündet. Diese Freude am Gestalten und Verändern, aber auch die Liebe zu unseren Produkten und Leistungen, zu unseren Kunden und Mitarbeitern. Das hat er in mir entfacht! Und jeder kleine oder große Erfolg nährt dieses Feuer und treibt mich weiter voran.
Nicht jede Entscheidung macht Spaß
Mittlerweile ist mein Handeln eine Kombination aus verschiedenen Faktoren: Zum einen verfüge ich heute über einen großen Erfahrungsschatz in unserem Geschäftsumfeld, sodass ich zu treffende Entscheidungen und die damit einhergehende Konsequenzen viel besser einschätzen kann. Zudem befinde ich mich jetzt in der Situation, relativ frei entscheiden zu können, in welche Richtung wir mit dem Unternehmen strategisch gehen wollen. Mehr noch: Ich MUSS entscheiden – und das wird von mir auch erwartet.
Aber während es früher eine riesige Belastung war, diese Entscheidungen zu treffen, ist es heute genau der Gestaltungsfreiraum der mich motiviert, das Unternehmen zu entwickeln. Klar, nicht jede Entscheidung macht Spaß und es sind auch immer wieder schmerzhafte Entscheidungen dabei, aber ich will ja auch nicht nur Nachfolger sein, sondern Unternehmer. Womit wir wieder bei den Fußstapfen wären. Nämlich die eigenen die man hinterlässt. Jede Entscheidung ist so ein Fußstapfen.
Philipp Kroschke
Artikel der Fachzeitschrift AUTOHAUS
18.06.2018 Ausgabe 12/2018, Seite 32.

„Man muss lieben, was man tut“, sagt Philipp Kroschke, Sprecher der Geschäftsführung der Christoph Kroschke GmbH.